Um zu verstehen wo das Problem in unserem Finanzsystem ist braucht es nur einen Satz:
Geld arbeitet nicht und Geld vermehrt sich nicht!
Jeder der das versteht, erkennt den fundamentalen Fehler: Das Zinssystem

Eurokrise und Schuldenberge sind die Schlagworte unserer Zeit. Island, Zypern, Spanien und Griechenland waren in den letzten Jahren die Staaten, welche die Berge nicht mehr tragen konnten und „gerettet“ werden mussten. Doch auch die Staatsverschuldung in den wichtigen EU Ländern wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland wachsen stetig an. Eigentlich ist es kein Problem wenn die Verschuldung zunimmt, schließlich steigt auch jährlich die Wirtschaftskraft dieser Länder, wodurch sie die Schulden zurückzahlen könnten. Nur gibt es da einen Haken nämlich den Zins, der dafür sorgt, dass man nicht nur das zurückzahlen muss, was man sich geliehen hat, sondern noch einen Betrag darüber hinaus. Und als würde das nicht reichen, muss man, insofern man weder den Kredit noch den Zins bezahlen kann, noch einen Zinseszins begleichen. Sieht man sich die Grafik an, fällt auf, dass Schulden von Staaten wie Deutschland niemals zurückgezahlt werden, sondern ständig neue dazukommen. Somit wird dauerhaft ein Zinseszins generiert, der seit dem ersten aufgenommenen Kredit getilgt werden muss.

Alt text Grafik: Exponentielle Staatsverschuldung des „Öffentlichen Gesamthaushalts“ Deutschlands, entsprechend der Zahlen des statistischen Bundesamtes. Rote Balken entsprechen der Verschuldung zu diesem Zeitpunkt, Schwarze Trendlinie zeigt die exponentielle Entwicklung. Grafik selbst erstellt. (Inflation wurde nicht berücksichtigt; die Schulden Ostdeutschlands wurden vermutlich erst ab 1990 eingerechnet oder aber gar nicht, weil sie im Erblastentilgungsfonds ausgelagert wurden. Geht aus der Statistik leider nicht hervor.)

Ein kurzes Zahlenbeispiel:
1990 hatte Deutschland 538 Milliarden Euro Schulden. Geht man von einem Kredit aus mit 4% jährlichen Zinsen, dann hat man 2014 Schulden in Höhe von 1379 Milliarden angehäuft. Zieht man davon eine jährliche Inflationsrate von 2,8% ab, welche das Geld ja entwertet muss Deutschland nach 24 Jahren 32% mehr Geld zurückzahlen, als es sich eigentlich geliehen hat. Das führt gemeinsam damit, dass immer neues Geld geliehen werden muss, um die laufenden Kosten zu decken zu einer exponentiellen Verschuldung. Und das ist ein haarsträubendes Problem, denn das Wirtschaftswachstum, welches diese Schulden auffangen müsste, wächst nur linear. Daher verschlechtert sich die Situation der meisten Staaten von Jahr zu Jahr.

Alt text Grafik: Vergleich von linearem Zinseffekt mit exponentiellem Zinseszinseffekt, bei einer Startsumme von 538 Milliarden Euro und Zinsen von 4%. Grafik und Berechnungen selbst erstellt. (Inflation wurde nicht berücksichtigt)

Doch ist das jetzt unfair? Sollten wir Mitleid haben mit der armen deutschen Regierung? Im Prinzip wird doch niemand gezwungen Schulden aufzunehmen. Es gibt schließlich auch Länder, wie Russland, China oder Norwegen, die eine sehr geringe Verschuldung aufweisen.
Aber auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, Staaten werden dazu gezwungen Kredite aufzunehmen und das System ist unfair.


Um das näher zu erläutern, muss man sich überlegen wie Geld überhaupt entsteht:
Zunächst kommt das Geld von der Zentralbank, die Geld erzeugen darf und es dann an die anderen Banken zu einem geringen Zinssatz verleiht. Damit Banken es leihen dürfen, brauchen sie Sparer oder Anleger die ihnen Geld geben, was von Anfang an vorhanden war. Dieses Spargeld wird als Mindestreserve bei der Zentralbank hinterlegt und davon darf je nach Land die 10fache bis 100fache Menge an Geld als Kredit vergeben werden. Vielleicht bekommen jetzt schon manche Leser große Augen, weil sie dachten, dass nur das Geld, was die Bank tatsächlich in Besitz hat, vergeben werden darf. Dem ist nicht so und es kommt auch zu keiner Hyperinflation, nur weil die hundertfache Menge an Geld ausgegeben werden kann. Zum Einen wird sie nicht plötzlich ausgegeben, sondern die Ausgabe wird nach und nach über viele Jahre hinweg gesteigert. Zum Anderen wird das Geld wieder vernichtet, sobald der Kredit abbezahlt ist. Da ein Kredit nur ein Buchungssatz ist und im Euro-Raum nur ein Zehntel der Geldmenge durch Bargeld gedeckt ist, muss dafür kein Geld verbrannt werden, sondern es wird nur aus der Bilanz gelöscht.

Ein weiteres Zahlenbeispiel:
Eine Person will einen Kredit von 100.000 Euro. Damit die Bank diesen Kredit gewähren kann, braucht sie Spareinlagen von wenigstens 1.000 Euro. Mit dieser Sicherheit, kann sie sich bei der Zentralbank 100.000 Euro leihen und diese weitergeben. Damit hat die Person eine Schuld bei der Bank von 100.000 Euro und die Bank hat eine Schuld von 100.000 Euro bei der Zentralbank. Zahlt die Person die 100.000 Euro zurück, hat die Bank nicht plötzlich mehr Geld, sondern sie begleicht ihre Schuld bei der Zentralbank. Diese wiederum behält es ein und löscht es wieder, bis die nächste Bank nach einem Kredit fragt. Das ist kein Problem, schließlich ist die Zentralbank diejenige, die das Geld ausgibt, bzw. die es druckt. Sie hat also unbegrenzt viel Geld und setzt dieses nur zur Regulierung der Wirtschaft ein. Es zu vernichten ist daher der richtige Weg, schließlich würde es sonst dauerhaft zu viel Geld geben. Da nicht alle auf einmal einen Kredit nehmen und ihn zeitgleich zurückzahlen, kann die Geldmenge also ungefähr konstant bleiben.
Obwohl es also auf den ersten Blick sinnlos wirkt Geld zu erschaffen und es wieder zu vernichten, ist es der Motor unserer Wirtschaft.

Doch natürlich wird dabei der zentralen Punkt übergangen, dass durch eine gelungene Investition auch ein Mehrwert für die Wirtschaft entstehen kann, also ein Wirtschaftswachstum. Wenn also in einem System 500 Millionen Euro an Geld vorhanden sind und als Gegenstück dazu auch 500 Millionen Euro an Wirtschaftskraft, also Firmen, Arbeiter usw. dann ist das Geldsystem ausgeglichen. Leihen sich die Firmen aber weitere 100 Millionen um zu expandieren, kann sich die Wirtschaftskraft ebenso um 100 Millionen Euro vergrößern. Würde dieses Geld am Ende der Rückzahlung wieder gelöscht werden, käme es zu einer Deflation, da 500 Millionen Euro an Geld auf eine 600 Millionen Euro starke Wirtschaft verteilt werden müsste. Das Geld würde also aufgewertet werden, was für jede Wirtschaft schlecht ist.

Um das zu verhindern, müsste man eigentlich dafür sorgen, dass Jahr um Jahr mehr Kredite genommen werden, damit immer mehr Geld in Umlauf kommt. Doch sobald einmal weniger Kredite genommen werden oder die Firmen ihre Kredite ganz abzahlen würden, gäbe es eine schnelle Inflation.
Lässt man dagegen das Geld im System und die Firma hat eine Fehlinvestition getätigt, wodurch die Wirtschaftskraft nicht wächst, wäre wieder zu viel Geld vorhanden.

Die Lösung des Ganzen, ist das Geld zu löschen und dafür einen Zins einzuführen, der bestehen bleibt. Wenn sich die Firmen also 100 Millionen Euro über 10 Jahre leihen, dann müssen sie je nach Zins vielleicht 150 Millionen Euro zurückzahlen. Dabei verbleiben die 50 Millionen als Guthaben in der Bank und können als neue Spareinlage für spätere Kredite dienen. Außerdem sorgt es dafür, dass ständig neue Kredite genommen werden müssen.

Wieder ein einfaches Beispiel:
Geht ein Bänker auf eine Insel und leiht den 10 Inselbewohnern jeweils 100 Euro mit 10% Verzinsung für ein Jahr, dann will er am Ende nicht nur 1000 Euro zurück sondern noch 100 Euro Zinsen extra. Aber niemand hat diese 100 Euro, da sie niemals ausgegeben worden sind. Daher können die Inselbewohner am Ende des Jahres nur 1000 Euro zurückzahlen und müssen für die zusätzlichen 100 Euro einen Kredit aufnehmen. Mit einem neuen Kredit von 100 Euro können sie den alten zurückzahlen, müssen hierfür allerdings wieder 10% Zinsen zahlen und haben somit 110 Euro Schulden. Diese 10 Euro sind dann ein Zinseszins. Die Schulden werden endlos weitersteigen, da schlicht kein Geld verfügbar sein wird. Sollten die Inselbewohner nochmals 1000 Euro leihen, wird die Zinslast noch schneller ansteigen. Dadurch müssen immer wieder Kredite genommen werden und die Geldmenge kann sich stetig vergrößern, während auch die Wirtschaft der Insel immer weiter wächst.
Allerdings bedeutet das auch, dass selbst wenn alle Inselbewohner das Geld gut investiert haben und hart arbeiten, sich irgendjemand oder alle als Gemeinschaft bei dem Bänker verschulden MÜSSEN, sobald sich einer von ihnen einmal einen Kredit genommen hat. Denn neues Geld wird nicht einfach so an die Gemeinschaft verschenkt, wenn ihre Wirtschaftskraft wächst, sondern kann nur durch Kredite entstehen.

Auf der einen Seite müssen Schulden genommen werden, damit die Geldmenge weiter steigt, auf der anderen Seite können sie nie wieder zurückgezahlt werden, wodurch es zu einer Abhängigkeit kommt.
Der Staat tut also allen Bürgern einen Gefallen, indem er die Schulden aufnimmt, wodurch es nicht die Bürger tun müssen. Im Idealfall gibt er dieses Geld wieder für die Allgemeinheit aus. Indem er für die Schulen und Universitäten zahlt, verhindert er, dass sich die Eltern für diese Ausbildung verschulden müssen. Er baut Straßen, zahlt Kindergeld, Arbeitslosengeld und als größten Posten die Renten. Selbstverständlich zahlen brave Bürger dafür Steuern, aber die können dank des Schuldsystems niemals reichen, da immer mehr Geld als Kredit genommen werden muss, wie im Inselbeispiel.
Doch irgendwann tritt ein Zeitpunkt ein, ab dem es kritisch wird. Nämlich dann, wenn nur die Begleichung der Zinsen schon einen erheblichen Posten in den Ausgaben der Regierung darstellt. In Deutschland sind es aktuell über 10% seiner Ausgaben. Das hört sich nicht viel an, aber vergleicht man mit den Ausgaben für Forschung und Bildung die nur bei 5% liegen ist das eine Menge. Ohne diese Zinsen, könnte man die Investitionen in unsere Schulen und Universität verdreifachen!
Alternativ könnte man auch die Kürzungen im Sozialwesen zurücknehmen. Denn eben diese Zinsen sind der Grund, warum sich Studenten jetzt verschulden müssen und nur begrenzt finanzielle Unterstützung nach dem BAföG bekommen, warum die Renten gekürzt werden mussten, warum die Hartz-4-Reform gemacht werden musste, usw. Der Staat hat irgendwann auch nicht mehr genug Geld und die Bürger müssen mit eingebunden werden.
Dadurch sinkt der Lebensstandard der Menschen bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum - was absolut idiotisch ist - und das nur damit ein Geldsystem funktioniert.


Der Grund warum es überhaupt erst eingeführt wurde ist, dass es am Anfang ideal funktioniert. Gerade Staaten können Kredite zu sehr niedrigen Zinsen nehmen und die Schulden zumindest am Anfang noch sehr leicht durch ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum ausgleichen. In der Grafik zu Beginn des Textes sieht man, dass erst nach 30 oder 40 Jahren ein massiver Anstieg der Schulden durch das exponentielle Wachstum auftritt. Und eigentlich wäre zu erwarten, dass nach so vielen Jahren ohnehin ein Krieg oder ein anderer Kollaps alles wieder auf Null setzt. Aber in den heutigen Zeiten des Friedens, passiert das einfach nicht. Daher kommt es zur Überschuldung und Enteignung.

Überraschenderweise ist das aktuelle Geldsystem schon seit über 60 Jahren stabil und die Inflation steigt auch nicht exponentiell, was doch eigentlich zu erwarten wäre, wenn es die Schulden tun. Das liegt an einem Trick der angewendet wird, wodurch das überschüssige Geld der Wirtschaft entzogen wird. Falls nämlich zu viel Geld in Umlauf ist und die Menschen das Vertrauen darin verlieren, kommt es zum Zusammenbruch.
Daher hat man einen alternativen Geldmarkt erfunden, der immer weiter wächst und bei dem Reiche ihr Geld verwetten können. Der Derivatehandel. Bei diesem wettet man darauf ob ein Kurs oder Index fällt oder steigt und wenn man richtig liegt erhält man eine Rendite. Bei den Kursen kann es sich um Aktienkursen handeln, aber auch um die in Verruf geratenen Wetten auf Getreidepreise. Die Geldmenge die dort untergebracht ist beträgt ungefähr das 9fache der Menge des globalen Bruttoinlandsprodukts, also der globalen Wirtschaftskraft. Wäre diese Geldmenge in der realen Wirtschaft vorhanden, wären 90 Euro nur noch 10 Euro wert.
Somit wird durch den Derivatehandel und vermutlich noch anderen Tricks eine Hyperinflation verhindert und trotzdem bleiben die horrenden Gewinne aus den Zinsen nicht aus.

Besonders Banken legen ihre Gelder in diesem Bereich an. Geradezu lächerlich wirkt es da, dass sie vor Kurzem vor dem Bankrott gerettet werden mussten. Aber natürlich gibt es auch dafür eine Erklärung. Wenn man Kredite an Menschen gibt, die sie nicht zurückzahlen können und die auch kein Eigentum haben, was den Wert besitzen würde, dann kann die Bank der Zentralbank das Geld nicht zurückzahlen. Somit verbleibt eine Schuld und die Bank wird selbst Opfer des Zinseszins Systems. Natürlich erwartet man, dass die Bank doch nur die unzähligen Milliarden aus dem fiktiven Geldmarkt in das Realsystem überführen muss, um den Ausgleich zu schaffen. Das wäre natürlich möglich, wenn jede Bank dort Geld hätte. Aber dem ist nicht so: Gerade kleine Banken werden von den großen Banken ausgenutzt oder kleine Tochterbanken werden genutzt um Verluste auf diese abzuschreiben. Außerdem kann es passieren, dass Banken Milliarden in dem Derivatehandel und Ähnlichem verlieren. Dadurch kommt es immer wieder zu Pleiten und einzelne Banken müssen aufgeben. Der Bankensektor im Gesamten hat aber immer genug Geld und muss nicht unterstützt werden.

Es ist daher nicht in Ordnung, wenn die Banken im Geld schwimmen, aber ein Staat zu harten Konditionen gerettet werden muss. Der Vorwurf, dass ein Land wie Griechenland schlecht gewirtschaftet hat, stimmt nicht. Allerdings stimmt es schon, dass er schlechter gewirtschaftet hat als die anderen Staaten. Auf lange Sicht werden alle Staaten einen Niedergang erleben, auch Frankreich, Großbritannien und genauso Deutschland, in denen die Verschuldung ständig wächst. Eigentlich haben diese Länder, wie auch Griechenland (bis 2008), ein vernünftiges Wirtschaftswachstum, wodurch sich niemand etwas vorzuwerfen braucht. Trotzdem ist davon die Rede, dass die Menschen über ihre Verhältnisse leben und eine Sparpolitik betrieben werden müsse. Aber wenn die Wirtschaft um 2% im Jahr wächst, dann wäre es auch richtig, wenn der Wohlstand aller um 2% wachsen sollte. Nur dank des Zinssystems ist dem nicht so.

Lösungen dazu sind bislang nur Ideen wie ein Schuldenschnitt, also eine Streichung von Schulden, oder auch die Enteignung von Menschen mit etwas mehr Geld, wie in Zypern, um die Kredite zu zahlen. Beides sorgt aber nur dafür, dass das System von vorne beginnt und ist damit keine richtige Lösung. Genauso wenig wie ein Staatsbankrott und Neuanfang eine Lösung ist oder ein Krieg.

Doch weg von Staaten und Staatsschulden und hin zu dem, was das Zinssystem für jeden einzelnen von uns aktuell bedeutet.

Zinsen bedeuten zunächst einmal, dass man auf sein hart erspartes Geld Zinsen bekommt. Sollte jemand also nicht wissen, was er mit seinem Geld macht oder für etwas Größeres sparen, kann er es der Bank geben. Innerhalb des Geldsystems macht es Sinn hierauf Zinsen zu geben, sonst würde niemand sein Geld zur Bank bringen, sondern es für sich behalten.
Aber ganz logisch betrachtet ist es unsinnig. Wenn jemand nicht weiß, was er mit dem Geld tun soll und zur Bank bringt, dann müssen sich die Bankarbeiter darum kümmern. Geld arbeitet schließlich nicht, sondern die Mitarbeiter, die eine Firma suchen um das Geld zu investieren und natürlich die Arbeiter dieser Firma. Also warum sollte man jemanden dafür, dass er zu faul ist sein Geld selbst anzulegen oder auszugeben, auch noch durch einen Zins belohnen? Das ist genauso unsinnig wie ein Makler, der dem Vermieter Arbeit abnimmt und dafür vom Mieter bezahlt wird, was 2016 glücklicherweise abgeschafft wurde.

Eine neuere Entwicklung, geht allerdings in die Richtung, dass zumindest die durchschnittlichen Anleger, kein Geld mehr bekommen. Auf einem Sparkonto und ähnlich gering verzinsten Anlagen muss man zwar noch keine monatliche Gebühr zahlen, allerdings ist der Zinsertrag im Jahr geringer als die Inflation. Aktuell rangieren die Zinserträge bei Sparkonten zwischen 0,1-0,5%, ein Tagesgeldkonto bringt bis zu 1,2%. Die erwartete Inflation für dieses Jahr ist ca. 1,3% (Stand August 2014). Damit bekommt man also in jedem Fall weniger Geld zurück, als man eingezahlt hat. Das wäre eigentlich eine gute Neuerung, würde es nicht nur die Durchschnittsbevölkerung betreffen und diese enteignen. Reiche Menschen können weiterhin längerfristige Anlagen in Anspruch nehmen, die mehr Rendite versprechen.

Gerade bei größeren Summen sind vielversprechendere Anlagen möglich, welche hohe Gewinne bei wenig Arbeit versprechen. Ein Beispiel zu einer Person, die den Spruch, dass es am schwersten ist die erste Million zu verdienen sehr wörtlich nimmt.
Angenommen er arbeitet 60 Stunden die Woche, nimmt sich keinen Urlaub und verdient 35 Euro die Stunde. Zum Leben braucht er monatlich 1000 Euro, da er sehr sparsam ist, und von seinem Verdienst geht monatlich die Hälfte an die Steuer. Damit hat er jährlich ein Plus von 42.600 Euro. Dieser Mann verdient zweifelsohne gut, aber nicht so übermäßig, dass man es als unverdient darstellen muss, denn seine Arbeit ist hart. Für eine Million Euro benötigt er also 24 Jahre und ist damit an die 50 Jahre alt.
Ab diesem Zeitpunkt hängt er seine Arbeit an den Nagel und kauft sich Wohnungen, die er dann vermietet. Insgesamt bekommt er dadurch 6% seines eingesetzten Geldes jährlich zurück. Nach Abzug seiner Lebenshaltungskosten wären das 48.000 Euro jährlich ohne Steuern. Hier sollte auffallen, dass er nur mit der Verwaltung der Wohnungen monatlich die Hälfte von dem verdient, was er davor hatte. Nach 10 Jahren stehen die ersten Reparaturen an, aber das ist kein Problem, denn er hat jetzt schon je nach Steuerabgabe 200.000 bis 400.000 Euro gespart.
Das gleiche Beispiel kann man auch anders wählen, womit er sein Geld für 6% in irgendeine Anlage steckt oder eine Firma. Man müsste nur zusätzlich die Inflation abziehen.

Hat dieser Mann sein Geld nun ehrlich verdient? Nein, hat er keineswegs. Nur die 1 Million war ehrlich verdient. Alles darüber hinaus, hat er durch Betrug erlangt. Wie soll man es sonst bezeichnen, wenn jemand für wenig oder gar keine Arbeit sein Geld stark vermehren kann? Wenn jemand für eine Stunde leichte Arbeit 1000 Euro bekommt. Es muss Betrug sein, denn entweder die Mieter oder die Arbeiter in der Firma in die investiert wurde, müssen stellvertretend für diesen Reichtum arbeiten gehen. Wenn ich eine Million erarbeitet habe, dann habe ich wirklich nur dieses Geld (evtl. plus Inflation) erarbeitet. Und keinen Cent mehr.
Das einzige was zusätzlich honoriert werden sollte, ist das Risiko, dass man durch eine Anlage hat. Wenn die Wohnung keine Mieter hat, bringt sie keine Einnahmen und wenn die Firma in die investiert wurde pleite geht, ist auch das Geld verloren. Aber es sollte angemessen honoriert werden und nicht übermäßig. Eintausend Euro Stundenlohn sind schlicht zu viel. Und gerade ein Investor, der viele Millionen in eine Firma steckt, zieht daraus noch größere Gewinne. Doch jeder Euro wird den eigentlichen Arbeitern in der Firma direkt vom Lohn abgezogen und auch auf den Preis der Produkte aufgeschlagen.

Und genauso verdienen Millionäre ihre weiteren Millionen. Durch die Arbeit anderer Menschen. Die Summe für die ursprünglich mal gearbeitet wurde und wegen dessen Verlustrisiko Zinsen verlangt werden konnten ist längst um ein Vielfaches überschritten. Schon das vorangegangen Beispiel wie man sich auf ehrlichem Weg eine Million erarbeitet ist höchst unwahrscheinlich und funktioniert nur, wenn man 24 Jahre lang auf den meisten Luxus verzichtet und ebenso auf Familie und Kinder. Sich zwei Millionen zu verdienen(!) ist fast unmöglich. Viel wahrscheinlicher ist, dass man das Geld durch die Arbeit anderer erlangt oder geerbt hat. Und dafür noch einen Risikozins zu verlangen, wirkt geradezu lächerlich. Das Zinssystem ist nicht dafür da, damit die reichen Menschen noch mehr Geld bekommen. Es existiert nur, damit das Geld im Umlauf bleibt und erfüllt keinen anderen Zweck. Zu früheren Zeiten, war die Bereicherung an anderen Menschen vielleicht noch legitim, als Könige und Adel die Macht hatten. Aber diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein.

Doch warum stört das die Menschen so wenig? Bei der Vorstellung, dass ein Hartz-4-Empfänger den ganzen Tag vor der Glotze sitzt und sein Bierchen kippt, empören sich die meisten Menschen. Denn er ist ein Schmarotzer, der von der Arbeit anderer lebt und selbst nichts dafür tut. Allerdings bekommt er nur ein Existenzminimum, über das Sozialgeld.
Ein Reicher, der das Gleiche tut, lebt von viel Geld und er bekommt es genauso ohne zu arbeiten. Man könnte es als Sozialzinsen bezeichnen. Der Unterschied zum Hartz-4-Empfänger ist, dass Reiche Menschen ein Existenzmaximum bekommen und somit viel schlimmere Schmarotzer sind. Selbst wenn der Reiche arbeiten würde, hätte er immer noch zusätzliche Einkünfte durch Sozialzinsen. Ein Existenzmaximum zu bedienen ist aber wesentlich schwieriger und unnötiger. Somit wäre es richtig sich hier zu empören. Also über den Chef den man niemals zu Gesicht bekommt, weil er nichts für die Firma tut und dort nichts arbeitet. Oder Reiche, die ihren Wohlstand mit protzigen Villen zur Schau stellen. Genauso aber auch Manager, Vorstände, berühmte Buchautoren oder Sportler. Also alles Menschen die einen ungehörig hohen Stundenlohn für ihre Arbeit beziehen, welcher den Rahmen sprengt. Faule Arbeitslose sind wirklich nicht das Problem in Deutschland. Die wenigen Reichen, die sich zwangsläufig an anderen bereichern, die sind das Kernproblem.

Und da zieht auch kein Argument, dass die Reichen ja die meisten Steuern zahlen und somit unseren Staat finanzieren. Wenn hundert Arbeiter Profite für mich erwirtschaften, dann kann ich natürlich auch das Hundertfache an Steuern bezahlen. Deswegen bin ich doch kein wertvolles Mitglied der Gesellschaft, sondern nur ein reicher Schmarotzer. Würde man Reiche abschaffen würden immer noch genug Steuern eingetrieben werden, da die Arbeiter dann besser bezahlt werden könnten und hier die Steuern anfallen.

Die Auswirkungen dieser Sozialzinsen sind höher als man erwartet. Der selbsternannte Finanzexperte Rico Albrecht behauptet, dass 40% der Ausgaben die man tätigt nur Zinsen an irgendwelche Banken und Investoren sind. Schließlich nimmt nahezu jede Firma einen Kredit, um immer auf dem neuesten Stand zu sein und damit konkurrenzfähig zu bleiben. Kauft man nun im Supermarkt einen deutschen Apfel im Winter, muss der Bauer seinen Kredit für das Kühlhaus begleichen, die Lieferfirma für ihre Lastwagen und der Supermarkt einen Kredit für das Gebäude abzahlen. Sämtliche Zinsen daraus, werden nicht nur den Arbeitern von ihrem Lohn abgezogen, sondern auch auf die Preise draufgeschlagen.

So kommt das abstrakte System der Staatsverschuldung und des Zinses am Ende bei dem durchschnittlichen Bürger an, der sparsam mit seinem Geld umgehen muss. Die Schulden werden immer zahlreicher, der Lebensstandard sinkt immer weiter. Die Sozialleistungen sinken und die Bürger müssen sich verschulden. Am Ende dieser Kette steht das Gefängnis oder der Selbstmord für die hochverschuldeten Menschen die sich fragen, was sie nur falsch gemacht haben. Dabei tragen sie keine Verantwortung dafür. Dank des unausgereiften Geldsystems muss irgendjemand Schulden aufnehmen, anderes funktioniert es bislang nicht. Noch hat sich leider keine politische Partei damit auseinandergesetzt, wodurch auch keine Rettung in Sicht ist.

Ich hoffe ich habe das Ganze verständlich genug wiedergegeben und du konntest das - durchaus komplexe - System durchschauen. Man fragt sich doch warum man in der Schule nichts darüber lernt oder warum BWL- und VWL-Studenten nicht ständig Demos dagegen organisieren.

Vermutlich hat es etwas mit dem Ausspruch von Henry Ford zu tun:
„Würden die Menschen verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution - und zwar schon morgen früh.“