Da es der Schlüssel zur Erkenntnis und Freiheit ist, seine Traumata zu bewältigen, schreibe ich hier einen konkreten Text dazu mit umsetzbaren Anwendungsbeispielen.
Rückmeldungen in diesem Bereich sind für mich von großer Bedeutung, da sie belegen, ob diese Ausführungen für viele Menschen funktionieren oder ob sie, wie bislang, nur für einige wenige zugänglich sind. Texte mit weiteren Erklärungen und Ausführungen zu diesem Thema werden noch folgen.

Der Beginn ist zunächst noch ganz einfach, es geht nur darum die Traumata bei Anderen zu finden. Diese erkennst du, indem du bei der Interaktion mit anderen Menschen gut beobachtest.
Sobald du Gespräche mit jemandem führst, die mehr Inhalt haben als das Wetter oder die Arbeit, kannst du Hinweise auf Traumata finden. Ihr sprecht zum Beispiel über eure Familien. Also ob ihr Geschwister habt, nette Anekdoten aus der Kindheit und auch wie so die Beziehung zu den Eltern ist. Je nachdem wie gut du deinen Gesprächspartner kennst, kann es sein, dass nur sehr oberflächlich geantwortet wird. Solltest du aber eine persönliche Familien-Geschichte erzählt bekommen, die dein Gegenüber stark emotional aufwühlt, hast du an dieser Stelle mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Trauma entdeckt. Häufiger wird es wohl passieren, dass bei bestimmten Themen das Gespräch abgebrochen oder in eine andere Richtung gelenkt wird. Auch hier sind Traumata zu vermuten.
Neben der Familie gibt es natürlich noch viele andere Konfliktherde, wie frühere Beziehungen oder die Schulzeit, nur um die Gängigsten zu nennen. Wenn du solche Gespräche führst, dann achte ganz gezielt darauf, was die Person sagt, wie sich der Gesichtsausdruck verändert oder auch welches Gefühl dir vermittelt wird. So oder ähnlich wirst du dich auch verhalten, wenn dich ein Thema berührt.

Neben diesen Traumata, die schon recht tief gehen können, gibt es auch wesentlich oberflächlichere, an denen du gut das Verhalten analysieren kannst. Wie zum Beispiel bei Dingen, die einem schon als Kind so beigebracht worden sind. Es wird dabei nicht hinterfragt, da es ohnehin einen breiten Konsens in der Gesellschaft findet und somit selten auf Widerspruch trifft.

Ein klassisches Beispiel ist die korrekte Grammatik und Rechtschreibung. Die Wichtigkeit dieser beiden Elemente wurde jedem von uns über die gesamte Schulzeit hinweg eingetrichtert. Sprüche wie: „Wer nämlich mit h schreibt ist dämlich“ oder die Bedeutsamkeit des Plurals von „Atlas“ sind Dinge, die man als Kind oft hören musste. Jeder Fehler in dieser enorm unregelmäßigen Sprache wurde mit Rügen, Rotstift und entsprechend schlechten Noten geahndet. Über die Jahre hat sich das so eingebrannt, dass man als Erwachsener Texte, welche diese Regeln nicht befolgen, kaum ernstnehmen kann. Schließlich spricht das für einen Mangel an Bildung, der Lesefluss wird gestört und insgesamt wirkt es dadurch schlampig gearbeitet. Wenn ein Text schon mit Fehlern beginnt, braucht man ihn gar nicht weiter zu lesen - ganz unabhängig vom Inhalt. So dringt es zumindest aus unserem Unterbewusstsein, weswegen man sich auch innerlich über die Fehler lustig macht oder sich sogar darüber aufregt. Der eine oder andere kann es vielleicht auch nicht lassen mit einem Stift die entsprechenden Stellen nach zu korrigieren. Aber es ist natürlich Unsinn zu glauben, dass der Inhalt deswegen schlechter wäre als mit korrekter Rechtschreibung. Genauso stört es eigentlich kaum den Lesefluss, wenn man unvoreingenommen, also ohne Rechtschreibtrauma, an die Sache herangeht. Ein berühmtes Beispiel dafür steht immer wieder in Zeitungsartikeln: Man kann einen Text sogar dann einigermaßen flüssig lesen, wenn alle Buchstaben der einzelnen Wörter außer dem letzten und dem ersten Buchstaben vertauscht sind. Allrinedgs birgnt das keienr mit dem vhroer gneannetn Peblrom in Vebrnidnug.
Auf Ebene der Grammatik werden gerne Beispiele gezeigt wie „Komm, wir essen Opa!“ bzw. „Komm wir essen, Opa!“. Doch bringt das nur die Banalität zum Vorschein mit dem die angebliche Wichtigkeit solcher Regeln aufrecht gehalten wird. Kommata werden im Deutschen zwar dringend benötigt, allerdings verändert eines mehr oder weniger nahezu nie etwas am Sinn solange man den Kontext beachtet und der Lesefluss wird selten gestört.

Ein weiteres Beispiel für ein eher oberflächliches Kindheitstrauma ist es, nicht über Geld zu sprechen, weil das ja gefährlich ist. Denn über Geld spricht man nicht, Geld hat man oder nicht. Interessanterweise haben diese Einstellung in jungen Jahren nicht die Menschen die Dauerpleite sind und tatsächlich dadurch ausgenutzt werden könnten, indem man sie kauft. Nein, es sind diejenigen, die Geld haben und aus einem nicht nachvollziehbaren Grund heraus glauben, dass die anderen es darauf abgesehen hätten. Es gibt Gesetze dagegen, dass so etwas nicht passiert, also warum diese Angst? Mitleid ist etwas, das ausgenutzt werden kann und unüberlegtes Handeln. Also, wenn man irgendjemandem Geld leiht, ohne es schriftlich festzuhalten. Ansonsten kann aber jeder frei seine Kontoauszüge zeigen oder über seine aktuellen Einnahmen sprechen. Will das jemand nicht und findet keine schlüssige Begründung, hat er ein anerzogenes Trauma oder wurde durch die immer wiederkehrenden Sendungen mit Heiratsschwindlern oder Lösegeldforderungen durch Kriminelle traumatisiert.

Dann wären da noch Menschen die dich davon abhalten bei Rot über die Ampel zu gehen obwohl alles frei ist. Man muss schließlich den Kindern ein Vorbild sein, sogar dann, wenn keine anwesend sind. Oder, dass man in der Öffentlichkeit nicht streiten darf, nach außen fröhlich wirken muss, seinen Standpunkt bis aufs Letzte verteidigen muss, über Sex nicht reden darf, nicht unpassend gekleidet sein darf, nicht ungepflegt das Haus verlassen darf, usw.
Irgendeine dieser Sachen trägt wohl jeder mit sich herum, weil er es in seiner Kindheit oft gehört und verinnerlicht hat. Und du kannst es bei anderen Menschen finden. Kommt so etwas auf und du fragst nach einer Begründung für so ein Verhalten, wird es oftmals mit einfachen – leicht zu widerlegenden - Sätzen erklärt. Und zwar mit solchen die man schon als Kind bekommen hat. Viel mehr ist in diesen Fällen meist nicht vorhanden.


Da im Prinzip alle Einschätzungen von fremden Traumata aufgrund von Beobachtungen nur grobe Mutmaßungen sein können, musst du den nächsten Schritt gehen. Also bei einer Sache intensiver nachhaken und anderen ihre unsinnige Vorstellung vor Augen führen. Nur so kannst du feststellen, wie jemand darauf reagiert, wenn er mit einem Trauma konfrontiert wird und wie auch du höchstwahrscheinlich reagieren wirst. Nach Möglichkeit machst du das nicht gleich bei Problemen die allzu tiefgreifend wirken.

Sollte also ein Angestellter mal wieder über den Chef lästern, ein Schüler über seinen Lehrer oder ein Student über seinen Professor, dann erlaube dir den Spaß und frage ihn, warum er es der betreffenden Person nicht direkt sagt. Schließlich wird sich durch lästern nie etwas ändern.
Die Reaktionen darauf können unterschiedlich sein. Ausflüchte wie, dass man seinen Job behalten will oder dass der Chef so entschieden hat und es da nichts hilft etwas dagegen zu sagen, sind eine Möglichkeit. Die andere ist eine Reaktion mit Unverständnis, schließlich kann man so etwas nicht einfach machen, weil es nicht geht. Dazu kommen häufig Anschuldigungen, warum du es denn nicht selbst machst, wenn du so große Sprüche klopfst. Durch weiteres Nachhaken kann es passieren, dass du ausgelacht wirst, für deine ‚naiven‘ Vorstellungen. Oder, dass das Gespräch abgebrochen und zu einem anderen Thema übergeleitet wird. Vielleicht wirst du sogar beschimpft…
Diese heftigen Reaktionen zeigen dir, dass du auf ein Trauma gestoßen bist, in diesem Fall ein Autoritätstrauma. Da in der Kindheit immer Eltern und Lehrer übergeordnet waren, konnten diese nach ihren Vorstellungen Strafen verteilen, auch wenn sie im Unrecht waren. Hat man diese kritisiert oder sich zu Wehr gesetzt, hatte das meistens keine positiven Folgen. Daher lernt man schon früh zu lästern anstatt zu handeln, um den Frust loszuwerden. Als Erwachsener fällt es sehr schwer dieses Verhalten gegenüber Vorgesetzen abzulegen und man handelt analog.
Entsprechend gereizt reagieren Menschen, wenn man sie darauf anspricht und sie werden bestimmte Abwehrreaktionen an den Tag legen. Und genau solche Reaktionen wirst auch du an den Tag legen, solltest du an einem empfindlichen Punkt getroffen werden.

Besonders heftig kann diese Reaktion bei einem recht banalem Problem auftreten. Nämlich wenn du verlangst, dass jemand einen Fehler eingesteht. Für viele kommt das einer Herabwürdigung ihrer selbst gleich, weswegen sie es unter allen Umständen vermeiden. Sollte es sich um Fehler in einem Gespräch handeln, wie falsche Fakten die man in den Raum wirft, werden sie lieber noch ein, zweimal wiederholt, als nachzugeben. Um Zweifel an der Richtigkeit auszuräumen gibt es auch die beliebte Möglichkeit deine Autorität zu untergraben, indem man dich mit einfachen Sprüchen vorführt: „Wärst du auf dem neuesten Stand, wüsstest du das.“ „Dafür reicht wohl dein Bildungsgrad nicht aus.“ „Das verstehst du, wenn du älter bist.“ „Klar, dass du das nicht verstehst, du bist ja ne Frau.“

Eine noch größere Hürde, als nur einen Fehler einzusehen ist eine Entschuldigung. Denn diese geht nicht so einfach von den Lippen, gerade wenn man sich nicht völlig im Unrecht fühlt. Daher entschuldigt man sich wirklich erst in letzter Instanz und niemals zu früh. Solltest du verlangen, dass sich jemand entschuldigt, kommt das schon fast schon einer Beleidigung gleich oder wenigstens einem Vorwurf. Die Reaktionen können dementsprechend hart ausfallen.


Nach diesen Feldversuchen an anderen Menschen bist du selbst an der Reihe. Versuche an dir festzustellen, wann du Fragen ausweichst, übertrieben reagierst oder wütend wirst. Das geht jetzt nicht mehr rein über das Gesagte, sondern du kannst auch deine Emotionen zuordnen, die du währenddessen hast und womöglich gar nicht nach außen zeigst.

Außerdem solltest du auf das achten, was du denkst. Ein kurzer Gedanke bevor oder während du irrational reagierst, kann direkt mit der Ursache zusammenhängen. Meistens ist es mehr ein Gefühl als tatsächlich eine konkrete Situation. Schenkst du dem Ganzen keine Beachtung, dann kann es schon nach wenigen Sekunden wieder in Vergessenheit geraten sein. Aber fällt es dir auf, kannst du dir diesen Gedanken nochmal in Erinnerung rufen und feststellen, dass hier etwas nicht stimmt. Nach Möglichkeit solltest du dir kurz irgendwo etwas dazu aufschreiben und wenn es nur ein Stichwort ist, damit du dich später wieder an die Situation erinnern und in Ruhe darüber nachdenken kannst.

Wenn du dann die Zeit hast, musst du die Situation rekonstruieren, um zunächst zu erkennen was genau dich angegriffen hat. Zusammen mit dem Stichwort, kannst du dann überlegen auf welche früheren Begebenheiten das passt, die bis in deine früheste Kindheit hineinreichen können. Dabei geht es häufig um Vorfälle in denen man sich hilflos oder ohnmächtig gegenüber der anderen Person gefühlt hat oder ungerecht behandelt. Genauso auch wenn man sich wertlos vorkam und dieses Gefühl bis heute anhält oder man völlig überfordert war. Hast du nach einigen Überlegungen eine konkrete Situation erkannt, die damit zusammenhängt, hast du schon einen deutlichen Fortschritt gemacht. Die ganzen Gefühle wie Angst, Ohnmacht oder Wut kannst du jetzt auf die Menschen ausrichten, die damit ursprünglich auch zu tun haben. Das hilft enorm.

Ein einzelnes Trauma kann der Ausgangspunkt für viele verschiedene andere Probleme und längst vergessene Erinnerungen sein. Du wirst weitere Zusammenhänge sehen, sowohl zu deinem Verhalten, als auch in der Vergangenheit, solange bis es irgendwann ein komplettes Bild ergibt. Diese weitere Aufarbeitung wird meist sehr viel leichter, zieht sich dafür aber über Jahre hinweg.

Dabei wirst du auch erkennen, dass die Menschen, die dir Unrecht getan haben, ebenso ihre Gründe hatten, die wiederum in ihrer Vergangenheit liegen. Durch das Gesamtverständnis kannst du damit gedanklich weitestgehend abschließen. In deinem Alltag wird es trotzdem dazu kommen, dass du wieder so reagierst, wie du es am Anfang getan hast. Aber es wird seltener auftreten, du wirst es erkennen können und dich jedes mal schneller besinnen. Bei dieser kontinuierlichen Besserung wird es auch vereinzelt Rückschläge geben, in denen du vollständig in dein altes Muster zurückfällst. Doch das ist völlig normal und sollte dich nicht entmutigen.

Natürlich wirst du nicht nur mit Situationen konfrontiert, wo du das Opfer warst, sondern auch selbst Täter und andere Menschen traumatisiert hast. Es verhält sich hier ähnlich: Decke die Hintergründe auf, wie es dazu kommen konnte und arbeite dich in deine Vergangenheit ein. Der Unterschied ist, dass du dich im Rahmen der endgültigen Aufarbeitung bei deinen Opfern entschuldigen solltest.

Wenn es bei der ganzen Selbstreflektion dazu kommen sollte, dass sich die Situation nicht bessert, sondern du im Gegenteil so schlimme Erinnerungen bekommst, dass du sie kaum ertragen kannst, handelt es sich wohl um ein gravierendes Trauma. Vielleicht eine schwere Misshandlung oder auch fortwährender psychischer Missbrauch. Für solche Fälle sind Psychotherapeuten unerlässlich, da diese kontrolliert Bereiche bearbeiten und verschiedenste Methoden anwenden können, um schrittweise vorwärts zu kommen. Es gibt auch die Möglichkeit gezielt Erinnerungen wegzusperren, wenn ein Leben mit diesen unmöglich wäre.


Sollte es sich aber um "normale" Traumata handeln, ist der hier beschrieben Weg sehr effektiv. Alleine ist das Alles aber recht schwierig, denn je nachdem wie intensiv das Trauma ist, funktioniert das Erkennen und Hervorholen der Situation nicht einfach so. Von mehreren Seiten wird dir dein eigener Kopf sagen, dass es blödsinnig ist alte Sachen aufzuwärmen, dass es einem besser geht, wenn man es vergisst, dass so etwas ganz normal ist, dass es zu sehr weh tut, dass man sich falsch erinnert, dass da gar nichts ist; also in Kürze: das Unterbewusstsein hindert einen daran diese gut vergrabenen Stellen zu öffnen.
Und gerade dafür ist eine zweite Person notwendig, der man wirklich vertraut. Also ein sehr guter Freund, ein Partner oder ein Familienmitglied. Dieser kann zunächst einmal auf einfache Art und Weise erkennen, wo man ein Problem hat. Denn, wenn man viel Zeit zusammen verbringt oder noch besser zusammen lebt, kommen alle möglich schrägen Eigenheiten zum Vorschein und damit auch die Traumata. Kann man sich im Alltag vor Kollegen oder Bekannten noch gut verstecken, funktioniert das nicht mehr sobald man in vertrauter und entspannter Umgebung ist. Nebenbei einer der Gründe, warum es für Paare oftmals eine große Sache ist zusammenzuziehen. Wenn ich meinen Partner nur an Wochenenden sehe kann ich die ganzen Fehler verstecken oder Fehler des Partners, die sich zeigen, auch ausblenden. Hängt man aber dauerhaft aufeinander funktioniert das schlicht nicht mehr. Daher ist dort die optimale Voraussetzung die Fehler des Anderen zu bemerken und ihn darauf anzusprechen.

Natürlich gibt es auch hier wieder zwei verschiedene Perspektiven. Zunächst wenn du derjenige bist, der ein Trauma beim Anderen erkennt. Sprichst du ein mögliches Problem an, erkennst du ein Trauma daran, dass die Reaktion darauf recht drastisch ist. Solltest du dagegen auf deine Vermutung sachlich gesagt bekommen, dass dort nichts ist, zusammen mit einer logische Erklärung, dann kann es auch andere Gründe haben. Aber wenn schnell harsche Zurückweisungen folgen, leugnen, unlogische Zusammenhänge genannt werden, die gerne auch mit Wutanfällen gepaart sein können, dann hast du den Nerv getroffen. Ab diesem Zeitpunkt ist es wichtig, dass du nicht auf mögliche Provokationen eingehst oder auf nervige Art eine Frage nach der anderen stellst. Bleib ruhig und lasse Zeit vergehen. Versuche selbst nachzudenken, woher das Trauma kommen könnte und gib Denkanstöße, ohne gleich sämtliche Schlussfolgerungen vorwegzunehmen. Dränge den Anderen nie zu sehr in eine Ecke, lass aber auch nicht ohne Weiteres locker. Das ist ziemlich schwierig und eine sehr konfliktträchtige Situation, in der du vielleicht auch einiges an Vorwürfen einstecken musst, selbst wenn du dich absolut korrekt verhältst.
Nach vielleicht einer Stunde ist es dann entweder soweit, dass das Gespräch abgebrochen werden muss oder dass der Durchbruch gelingt. Da so ein Trauma immer mit starken negativen Emotionen gekoppelt ist, sind Tränen völlig normal und können sogar ein Hinweis darauf sein, dass es geklappt hat und die Situation vom Gegenüber identifiziert wurde. Danach solltest du ihn nicht gleich mit Fragen bombardieren, sondern Zeit geben, damit klarzukommen.
Ein Trauma muss aber nicht innerhalb von einer Stunde aufgeklärt werden. Es kann auch sein dass nichts dabei herauskommt und man am nächsten Tag wieder damit anfangen muss. Wichtig ist es auch hier sich Notizen über das zu machen, was bereits gesagt worden ist, um nicht von vorne anfangen zu müssen. Denn die Aufarbeitung kann, auch wenn man sich Zeit nimmt und sie intensiv betreibt, mehrere Woche dauern. Lässt man es zwischendurch schleifen, zieht es sich natürlich länger als es sollte.

Wenn du derjenige bist bei dem das Trauma aufgedeckt wird, ist es wichtig den Anderen nicht zu sehr dafür zu hassen oder zu viel Wut auf ihn zu projizieren. Dein Unterbewusstsein hat über viele Jahre etwas vor dir versteckt und dann kommt jemand an dich heran und findet es einfach so. Damit werden automatisch Schutzmechanismen hochgefahren, bzw. die Emotionen die darin stecken werden auf den Anderen übertragen. Schließlich ist er ja schuld daran, dass du dich damit auseinandersetzen musst. Aber zügel deine Wut so gut es geht. Teile ihm lieber mit, dass er seinen Mund halten soll, weil du Zeit zum Nachdenken brauchst, anstatt ihm unüberlegt Dinge an den Kopf zu werfen. Wenn es dich zu sehr aus der Bahn wirft, dann ziehe dich alleine in einen Raum zurück, um dich zu beruhigen. Ansonsten gelten natürlich die gleichen Grundsätze, wie wenn du alleine an einem Trauma arbeitest. Viel mehr Besonderheiten gibt es nicht zu berücksichtigen.


Natürlich widerspricht diese Art Konflikte aufzuarbeiten der Vorstellung eines harmonischen Umgangs miteinander. Es verursacht einigen Schmerz und man kann es sogar als brutal bezeichnen. Aber das gehört zu einem gesunden Leben dazu, Gewalt ist ein Teil der menschlichen Natur. Solltest du eine sanftere Methode kennen, die man ohne besondere Ausbildung anwenden kann, dann schreib sie hier in die Kommentare. Doch ganz ohne Schmerz wird wohl keine Aufarbeitung auskommen können. Es ist eben auch der Grund warum Menschen ihre Traumata lieber mit sich herumschleppen anstatt sich ihnen zu stellen. Und es ist der Kernpunkt für das viele Leid, welches es in der Welt gibt. Verdrängung führt schließlich nicht dazu, dass das Problem verschwindet, es sorgt nur dafür, dass man es nicht mehr bewusst wahrnimmt. Die anderen Menschen müssen trotzdem unter dem Verhalten und daraus entstehenden falschen Entscheidungen leiden oder verletzende Ausbrüche ertragen.

Oder um Konfliktaufarbeitung positiver auszudrücken. Du lernst dich selbst viel besser kennen. In erster Konsequenz weißt du nicht nur bei welchen Themen du empfindlich reagiert, sondern auch warum. Und solltest du es schaffen dein Trauma ansatzweise aufzuarbeiten, wirst du sehr schnell die erholsame Erfahrung machen, dass dich Angelegenheiten in diesem Bereich viel weniger aufwühlen als früher. Du kannst neue Verbindungen damit verknüpfen und es wird dir viel leichter fallen so zu reagieren und damit umzugehen, wie du es eigentlich willst. Es wird dir die Möglichkeit eröffnen wirklich verschiedenste Meinungen zu kontroversen Themen zu sammeln und dir aufgrund der vielen neuen Informationen ein eigenes Bild zu machen. Schließlich versuchst du nicht mehr bewusst oder unterbewusst Konfrontationen mit aufwühlenden Themen zu vermeiden oder dich von vornherein von bestimmten Menschen fernzuhalten.

Deswegen arbeitet an dir selbst, werde ein besserer Mensch, führe ein besseres Leben und verbessere die Welt!